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Angst vor Spritzen? Muss nicht sein!

Wer eine Diabetestherapie mit Injektionen beginnt, fühlt sich häufig überfordert – gerade, wenn man Angst vor dem Spritzen hat. Hier findest du Tipps für den Umgang.

Die richtige Stelle auswählen

Damit eine Injektion – ob mit Insulin oder GLP-1 Rezeptoragonist (RA) – optimal gelingen kann, ist es wichtig, sich die richtige Technik vorab von einer Ärztin, einem Arzt oder anderen medizinischem Fachpersonal genau erklären zu lassen. Auch bei Rückfragen sprichst du am besten immer mit dem Fachpersonal. Wichtig ist auch, dass du beim Spritzen die optimale Einstichstelle wählst. Das sind Oberschenkel-Partie, Oberarm und Bauch. Hier befindet sich besonders viel Unterhautfettgewebe, das dafür sorgt, dass der Wirkstoff optimal aufgenommen wird. 

Folgendes kannst du rund um das Thema Einstichstelle beachten:

  • Wechsle jeden Tag die Injektionsstelle, um das Risiko der Bildung von Verdickungen und Vertiefungen in der Haut zu verringern.
  • Injizierst du das Medikament in dieselbe Stelle, kann das Fettgewebe entweder schrumpfen (Lipoatrophie) oder dicker werden (Lipohypertrophie). Außerdem können Knoten unter der Haut durch die Ansammlung eines Proteins namens Amyloid verursacht werden (kutane Amyloidose). Das Medikament wirkt möglicherweise nicht richtig, wenn du es in einen Bereich mit Knoten, Vertiefungen oder Verdickungen injizierst. Wechsle die Injektionsstelle bei jeder Injektion; dies kann helfen, diesen Hautreaktionen vorzubeugen. 

Zusätzlich empfiehlt es sich, sich weitere Rotations-Routinen anzugewöhnen. Welche Einspritzstellen und Rotations-Routinen für dich am angenehmsten sind, kannst du mit deiner Ärztin oder deinem Arzt besprechen. Das ist sowohl sinnvoll, wenn du erst vor Kurzem die Diagnose Diabetes erhalten hast, als auch bei grundsätzlichen Fragen zum Thema Spritzen. Zögere also nicht, dich bei Fragen an die Expert:innen zu wenden. Mögliche Rotationsroutinen könnten sein: 

  • Etwa jede Woche zwischen rechtem und linkem Oberschenkel wechseln. 
  • Jede neue Injektion sollte mit mindestens drei Zentimetern Abstand von der vorherigen gesetzt werden.
  • Am Anfang kann es helfen, spezielle Rotationsschablonen zu verwenden. Das sind Kärtchen mit farbig markierten Löchern, die dich beim Finden des richtigen Abstands unterstützen. Sprich dazu am besten mit deinem Diabetesberater oder deiner Diabetesberaterin.  

Angst vor Spritzen – was tun?

Spitze Objekte, wie Nadeln bei Insulin- oder GLP-1 RA-Spritzen oder zur Messung des Blutzuckers, können häufig Ängste auslösen. Denkst du an eine Injektion, erinnerst du dich vielleicht an deine letzte Impfung, die schmerzhaft war. 

Aber keine Sorge: Die Nadeln der Diabetesspritzen sind kürzer und feiner als jene, die für Impfungen oder Blutentnahmen verwendet werden. Zudem wird bei Impfungen tiefer in den Muskel gepikst, bei einer Injektion von Insulin oder GLP-1 RA wird hingegen in das Unterhautfettgewebe gespritzt. Trotzdem kann es beängstigend sein, etwas in die Haut stechen zu müssen.  

So kannst du diese Ängste besiegen:

Die Ursachen der Spritzenphobie verstehen lernen

Um die Angst vor der Nadel verstehen zu können, ist es für Viele hilfreich, die eigenen Befürchtungen einmal zu analysieren. Du kannst dir zum Beispiel folgende Fragen stellen: Wovor genau habe ich Angst? Woher kommt diese Angst? Ist sie in der Vergangenheit schon öfters aufgetreten – wann und warum? Vielleicht ist es die Scheu, dich in der Öffentlichkeit oder vor Freunden zu spritzen. Vielleicht treibt dich auch die Sorge um, beim Spritzen einen Fehler zu machen. Belastend kann außerdem sein, dass die Spritze dich an deine chronische Krankheit erinnert. Auch die Befürchtung, du könntest dir beim Spritzen Schmerzen oder eine Verletzung zufügen, oder eine Phobie vor Nadeln im Besonderen gehören zu den möglichen Gründen für deine Spritzenangst. Egal, was der Grund ist: Dafür musst du dich nicht schämen. Du kannst dich deinen Fragen und Sorgen stellen. Sie sind es wert, wahrgenommen zu werden.

So überwindest du deine Angst vor Spritzen

Entspannungstechniken können dir über deine Angst hinweghelfen. Nimm dir jeden Tag ein bisschen Zeit, um zur Ruhe zu kommen, etwa mithilfe von Atemtechniken oder geführten Meditationen in Form von CDs, Büchern und Apps. 

Oder probiere einfach mal, folgende Techniken in deine Spritz-Routine einzubauen: 

Die Kontrolle übernehmen:

Dafür kannst du all deine Ängste, die Injektionen bei dir hervorrufen, aufschreiben und sie auf einer Skala von 1 bis 10 einordnen –  je höher der Wert, desto größer deine Angst vor diesem Aspekt. Nun den am wenigsten beängstigenden Punkt auswählen und den Ablauf in Gedanken durchgehen, bis er sich für dich normal anfühlt und seinen Schrecken verliert. Dann fortfahren mit dem nächsthöheren Wert auf der Liste. Psychologen nennen das „schrittweise Konfrontation“. Auf diese Weise kann es gelingen, deine Ängste nach und nach abzubauen.

Ablenken:

Während du dir dein Medikament spritzt, kannst du Musik hören, deine Lieblingsserie schauen oder dich mit einer Freundin oder einem Freund unterhalten. Dann ist das mit der Nadel vielleicht keine so große Sache mehr.

Ratschläge annehmen und den Kontakt zu Gleichgesinnten suchen:

Es ist hilfreich, mit erfahrenen Menschen mit Diabetes darüber zu sprechen, wie sie das mit dem Spritzen hinbekommen haben und welche Probleme sie am Anfang überwinden mussten. Auch Diabetes-Foren im Internet oder Selbsthilfegruppen in deiner Nähe können dir mit wertvollen Tipps und Ratschlägen weiterhelfen. Das kennst du sicher aus anderen Lebensbereichen: Je mehr du über eine Situation erfährst, desto alltäglicher wird sie. Warum soll das nicht auch bei Spritzen funktionieren?

Nicht aufgeben:
Nicht alle Techniken funktionieren bei jedem Menschen gleichermaßen. Um genau den Weg zu finden, der dir aus der Angst hilft, kannst du verschiedene Möglichkeiten ausprobieren. Außerdem gibt es immer noch den Arzt oder die Ärztin oder die Pflegekraft deines Vertrauens, die dir weiterhelfen können.

Wie ist es bei dir?

Konntest du deine Angst vor Spritzen überwinden?

Stimmen
Stimmen
Ja, ich habe meine Nadelphobie überwunden.
Nein, ich habe noch immer Angst vor Spritzen.

Konntest du deine Angst vor Spritzen überwinden?

Diabetesmedikamente spritzen – So wird es angenehmer

Ganz klar: Injektionen sind nicht einfach, schon gar nicht, wenn man erst anfängt, sich regelmäßig zu spritzen. Und niemandem macht es Spaß, sich jeden Tag zu spritzen. Aber wenn du ein paar grundlegende, ganz einfache Dinge beachtest, kannst du deine Spritzen-Routine sehr viel angenehmer gestalten.

  • Wasche dir gründlich die Hände mit Wasser und Seife, bevor du die Spritze ansetzt. 
  • Falls du deinen Pen im Kühlschrank aufbewahrt hast, nimm ihn rechtzeitig raus und warte, bis er Zimmertemperatur erreicht hat. Dann ist die Injektion angenehmer, als wenn es kalt ist.
  • Nach jeder Injektion die Nadel wechseln: Auf keinen Fall zweimal dieselbe Nadel verwenden, denn das erhöht dein Risiko für eine Infektion. Neue Nadeln sind außerdem spitzer und damit weniger schmerzhaft. 
  • Die Einstichstelle am besten regelmäßig wechseln, um deine Haut zu schonen.

Es gibt also viele Tipps, die dir dabei helfen können, dich mit dem Spritzen anzufreunden und die Furcht davor abzulegen. Wenn du noch weitere Fragen oder Sorgen hast, zögere nicht, dir fachliche Hilfe zu holen.

Wenn es zur Normalität wird, Diabetes-

medikamente zu spritzen

Es ist völlig normal, wenn dir das Spritzen von GLP-1 RA oder Insulin anfangs Angst macht. Vielen Betroffenen geht es ähnlich wie dir. Du kennst aber nun einige Tipps, die dir helfen können, deine Angst zu überwinden. Dafür ist es wichtig, sich genau mit den eigenen Sorgen zu beschäftigen und herauszufinden, was die größten Probleme bereitet. Dann kannst du lernen, mit diesen Ängsten umzugehen. Sowohl bei der Vorbereitung und Nachbereitung als auch bei der Anwendung kannst du unsere Tipps ausprobieren – bestimmt ist der ein oder andere passende für dich dabei. So kann es bald schon vollkommen normal für dich sein, dein Medikament selbst zu spritzen – und zwar ohne Angst!

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