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„Mama, werde ich auch deine Krankheit bekommen?“ Ist Typ 2 Diabetes vererbbar?

Die Frage „Mama, werde ich auch Diabetes bekommen?“ beschäftigt die zwölfjährige Mia, seit sie im Biologieunterricht die Grundlagen der Genetik behandeln.

Mias Mutter hat Typ 2 Diabetes

Mias Mutter ist 42 Jahre alt und hat vor zwei Jahren die Diagnose Typ 2 Diabetes erhalten. Im Biologieunterricht hat Mia gelernt, dass bestimmte Krankheiten vererbt werden können. Sie hat sich jedoch nicht getraut, den Lehrer zu fragen, ob auch Typ 2 Diabetes vererbbar ist. Als Mia nach Schulschluss mit dem Fahrrad nach Hause fährt, kreisen immer wieder die gleichen Fragen in ihrem Kopf herum. Wie praktisch, dass die Diabetes-Expertin Jennifer Grammes von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Mias Fragen beantworten kann.

Werde ich Mamas Krankheit auch bekommen und wenn ja, wann?

Liebe Mia, ob und wann du später mal einen Typ 2 Diabetes bekommen wirst, kann niemand mit Sicherheit sagen. Denn die Entstehung der Krankheit hängt nicht nur von den Genen, sondern von vielen verschiedenen Faktoren ab. Zwar ist es wahrscheinlicher, an Typ 2 Diabetes zu erkranken, wenn die Eltern bereits daran erkrankt sind. Wichtiger sind jedoch die sogenannten Lebensstilfaktoren wie ÜbergewichtStress, Ernährung und Bewegung: Ein gesunder Lebensstil kann das Auftreten von Typ 2 Diabetes hinauszögern oder sogar verhindern.

Kann Mama eigentlich auch wieder gesund werden?

Die Forschung zeigt, dass Typ 2 Diabetes im frühen Stadium durch eine Gewichtsabnahme und Veränderung des Lebensstils deutlich verbessert werden kann, sodass keine Medikamente mehr nötig sind, um den Blutzucker zu senken. Ob man Typ 2 Diabetes so dauerhaft heilen kann, ist allerdings noch unklar.

Jennifer Grammes ist Psychodiabetologin in Ausbildung und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.

„Die Forschung zeigt, dass Typ 2 Diabetes im frühen Stadium durch eine Gewichtsabnahme und Veränderung des Lebensstils deutlich verbessert werden kann“ 

 

- Jennifer Grammes

Kann ich meiner Mama helfen, mit Diabetes umzugehen?

Du solltest wissen, dass du keinerlei Schuld daran trägst, wenn deine Mama sich wegen des Diabetes schlecht fühlt. Du kannst ihr aber helfen, indem du mit ihr über eure Gefühle und Sorgen sprichst. Frag deine Mama doch, ob und welche Unterstützung sie sich von dir wünscht. Zudem könntet ihr bewegte Aktivitäten in den Alltag einbauen, die euch beiden Spaß machen, zum Beispiel regelmäßige Ausflüge mit dem Rad oder einen wöchentlichen Besuch im Schwimmbad.

Kann ich denn heute schon etwas tun, um selbst keinen Typ 2 Diabetes zu bekommen?

Ja, du kannst schon mit kleinen Veränderungen eine große Wirkung erzielen. In der Schule sitzt du sicherlich viel, dazu kommt die Zeit am Bildschirm zu Hause, sodass die Bewegung oft auf der Strecke bleibt. Umso wichtiger ist es, dass du im Alltag aktiv bist, Wege zu Fuß oder auf dem Rad bewältigst und die Treppen anstelle des Aufzugs nimmst. Bewegung soll aber vor allem Spaß machen, zum Beispiel mit Freunden in einem Sportverein oder Klettergarten. Ebenso wichtig ist eine gesunde Ernährung mit ausgewogenen und leckeren Mahlzeiten. Es ist natürlich völlig in Ordnung, ab und zu etwas Süßes zu naschen oder eine große Pizza zu essen. Damit unser Körper gesund bleibt, sollten wir ihm jedoch auch täglich Gemüse und Obst liefern. Zum Glück gibt es so viele Sorten – da findet jeder etwas, das ihm schmeckt.

Mia macht sich Sorgen um ihre Mutter

Eines nachts träumt Mia davon, dass sie ihre Mama weinen sieht. Natürlich dürfen auch Mütter weinen, das weiß Mia, aber dennoch wird sie am folgenden Tag die Bilder der Nacht nicht los. Haben die wohl etwas mit Mamas Krankheit zu tun? Mia fragt sich:

Macht Typ 2 Diabetes traurig und kann ich noch lachen, sollte ich auch krank werden?

Die Diagnose Typ 2 Diabetes bedeutet in der Regel für die betroffenen Menschen und ihre Familienmitglieder eine Umstellung im Alltag und geht nicht selten mit einer emotionalen Belastung für alle Beteiligten einher. Der Gedanke, eine Erkrankung zu haben, kann Sorgen, Traurigkeit, Angst oder Ärger hervorrufen. Solche Gefühle sind phasenweise völlig normal. Dagegen hilft es, sich Wissen über Typ 2 Diabetes anzueignen und eine vertrauensvolle Beziehung zu seinem Behandlerteam aufzubauen. Die Erkrankung muss jedoch nicht zum Mittelpunkt des Lebens werden – Freundschaften, Hobbys und neue Erlebnisse sollten weiterhin ihren Raum bekommen. Diabetes und Freude zu haben sind keineswegs Gegensätze. Und: Lachen setzt Glückshormone frei und baut Stresshormone ab, ideal also, um gesund zu bleiben!

Und sollte ich Mamas Krankheit bekommen, darf ich dann trotzdem manchmal noch Eis oder Pizza essen?

Die kurze Antwort lautet: Ja! Menschen mit Diabetes dürfen alles essen, solange sie sich insgesamt ausgewogen ernähren. Das Eis oder die Pizza gibt es dann in Maßen und – das ist wichtig – mit Genuss, statt in Massen. Eigentlich genau so, wie es für Menschen ohne Diabetes auch sein sollte.

Mia zieht ein positives Fazit

Abschließend überdenkt Mia alle Antworten der Expertin und findet für sich ein Fazit, mit dem sie gut leben kann: Das Risiko, an Typ 2 Diabetes zu erkranken, lässt sich durch einen gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und viel Bewegung deutlich senken – und selbst mit der Erkrankung kann man ein erfülltes Leben mit viel Freude, Genuss und einer hohen Lebensqualität führen. Mit diesem Gedanken geht Mia wieder gut gelaunt in den Biologieunterricht.

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